Die Stadtverwaltung Darmstadt ist eine der größten Arbeitgeberinnen der Stadt und hat mit ihren Dienstleistungen viele Kontaktstellen mit den Bürgerinnen und Bürgern. Als Digitaldezernent (seit Oktober ’21) weiß ich, an welchen Schrauben wir in den nächsten Jahren noch drehen müssen, um deutliche Fortschritte zu erzielen.
Als Oberbürgermeister hätte ich dazu eine deutlich bessere Ausgangslage: Die beim OB angesiedelten Abteilungen “Personal” und “Organisation” sind hier der zentrale Dreh- und Angelpunkt, da die Digitalisierung nur dann vorankommt, wenn sie von einem Prozess- und Kulturwandel begleitet wird. Mein Ziel ist, dass wir im Jahr 2028 alle Prozesse innerhalb der Verwaltung digitalisiert haben und bereits 2023 den Zugang für die Bürgerinnen und Bürger vollständig digital anbieten.
Das bewirkt nicht nur schnellere Reaktionszeiten für die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch eine deutliche Kostenersparnis durch schlankere und effizientere Prozesse. Trotz aller Digitalisierung werden wir für die Bürgerinnen und Bürger wie gewohnt auch in Person erreichbar sein. Dabei spielt auch die Geschwindigkeit der Terminvergabe eine große Rolle: Mein Ziel ist, dass zwischen Terminbuchung und Termin maximal 14 Tage vergehen.
Hierzu ist es notwendig, dass wir eine Verwaltungsreform beginnen. Unter meiner Führung werden wir eine zentrale Projektsteuerung etablieren, um Fachpersonal zu entlasten und eine klare Grenze zwischen Sach- und Projektarbeit zu ziehen. Hierbei werden wir uns an der Stadt Köln orientieren, die in den Jahren 2017 bis 2022 bereits eine umfassende Verwaltungsreform durchgeführt und dadurch die Zufriedenheit mit der Verwaltung sowohl im Innen- als auch im Außenverhältnis deutlich steigern konnte[Quelle].
Abseits von den klassischen Verwaltungsleistungen muss unsere Stadt insgesamt deutlich digitaler werden. Unser klares Ziel muss auch hier sein, das vorhandene Geld dort zu investieren, wo es einen besonders hohen Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger hat. Prinzipiell lebt und entwickelt sich eine Smart City nicht durch Insellösungen, sondern entsteht durch eine öffentliche Dateninfrastruktur, die möglichst viele nicht-personenbezogene Informationen aus vernetzten Geräten und Sensoren zusammenführt. Wir werden deshalb stärker in die Erfassung von Daten sowie Sensornetzwerke investieren und auf diese Weise die effiziente Steuerung unserer Stadt vorantreiben, beispielsweise durch eine intelligente Verkehrs-, Licht- und Gebäudesteuerung. Die erfassten Daten werden wir transparent und digital zur Verfügung stellen, um die Menschen und Unternehmen in unserer Stadt in die Lage zu versetzen, an eigenen Projekten zu arbeiten.
Die Stadtverwaltung Darmstadt wird in den nächsten Jahren einige hochqualifizierte Kolleginnen und Kollegen aus der Babyboomer-Generation in den verdienten Ruhestand verabschieden. Um das zu kompensieren, muss unsere Verwaltung deutlich stärker in die Bindung von Nachwuchskräften investieren. Sowohl die duale Berufsausbildung als auch das duale Studium sind adäquate Mittel hierfür. Weiterhin werden wir durch eine höhere Praktikums- und Werkstudierendenquote vielen jungen Menschen einen Einblick ins Berufsleben ermöglichen und uns gleichzeitig als attraktive Arbeitgeberin für die nachwachsende Generation präsentieren. Des Weiteren müssen wir massiv in unsere Personalentwicklung investieren, um vorhandenes Personal fortzubilden. Insgesamt muss die Verwaltung einen deutlichen Modernisierungsschub erhalten und im eigenen Interesse eine Umgebung für die Mitarbeitenden schaffen, in der es Spaß macht, zu arbeiten. Dazu gehört auch, dass die Verwaltung moderne Formen der Zusammenarbeit einführt.
Weiterhin müssen wir prüfen, inwieweit die öffentliche Verwaltung konkurrenzfähig gegenüber der freien Wirtschaft ist. Schon heute ist klar, dass viele Fachkräfte nicht oder nur schwer erreichbar sind. Diesen Zustand müssen wir ändern, indem wir hochqualifizierten Kräften ein außertarifliches Gehalt ermöglichen. Denn eines ist sicher: In vielen Fällen ist es langfristig nicht günstiger, an Fachpersonal zu sparen.
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