Bildung ist die Grundvoraussetzung für vieles, was wir in den nächsten Jahren erreichen wollen. Ob Klima, Fachkräftemangel oder insgesamt die Entwicklung unserer Gesellschaft: Mit Bildung fängt alles an und jeder in Bildung investierte Euro kommt doppelt und dreifach wieder zurück, das ist eine nachgewiesene Tatsache. Seitdem ich im Oktober 2021 Schuldezernent unserer Stadt geworden bin, spornt mich dieser Gedanke an. Zwischenzeitlich haben wir bereits einiges erreicht, aber es gibt trotzdem noch viel zu tun!
Im Bereich der Schulbildung hat die Stadt unter anderem die Verantwortung für die Schulgebäude und die Betreuung. Die Verantwortung für die Lehrpläne, Lehrinhalte, Schulleitungen oder Lehrkräfte liegt beim Land Hessen.
Als Oberbürgermeister wird mein größter Hebel für die Schulgebäude der Eigenbetrieb Immobilienmanagement (IDA) sein, der bereits heute im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters liegt. IDA hat einen sehr großen Einfluss auf die Schulen, angefangen bei den Hausmeistern, dem Gebäudebetrieb bis hin zu Neubauten und Sanierungen.
Mein Ziel ist, dass sowohl Schulen als auch Kitas ein Umfeld bieten, in dem man lernen und sich weiterentwickeln möchte. Ein Ort, an dem alle die gleiche Chance auf Unterstützung erhalten, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten des Elternhauses. Dazu ist es notwendig, dass die Schulen jederzeit in einem sehr guten Zustand sind und bei Problemen mit dem Gebäude in kürzester Zeit Unterstützung erhalten. Im Falle meiner Wahl werde ich Maßnahmen einleiten, um diese Ziele zu erreichen, beispielsweise durch eine schnelle Eingreiftruppe zur Beseitigung von Schäden und Vandalismus. Die Gewinnung und Ausbildung von Fachkräften spielt hierbei eine wichtige Rolle, ebenso die Strukturen innerhalb des Eigenbetriebs Immobilienmanagement.
Weiterhin spielt der Ausbau der Räume eine große Rolle. Da wir eine wachsende Stadt sind, müssen auch die Lernorte mitwachsen, um moderne pädagogische Konzepte im Unterricht und in der Betreuung zu ermöglichen. Mit meiner Wahl zum Oberbürgermeister wird deshalb eine grundlegende Überprüfung der Schulgebäude angestoßen, mit dem Ziel, moderne Raumprogramme zu realisieren.
Moderne Raumprogramme tragen einen wichtigen Teil dazu bei, dass Pädagogik ihre Arbeit erledigen kann. Einen ebenso wichtigen Teil spielt die Schulsozialarbeit, welche mehr denn je gebraucht wird. Vandalismus und Mobbing sind Probleme, denen wir entschieden entgegentreten müssen. Ich werde deshalb in Abstimmung mit dem Sozialdezernat eine deutliche Anhebung der Stundenkontingente in der Schulsozialarbeit vorantreiben und diese insbesondere an den Schulstandorten einsetzen, wo sie dringend gebraucht werden. Diese direkte Investition in unsere Kinder und Jugendlichen lohnt sich nicht nur kurz-, sondern auch langfristig. Ein besseres Lernumfeld sorgt nachgewiesenermaßen dafür, dass Kinder und Jugendliche ihre Potenziale schneller entfalten und bessere Schulabschlüsse erreichen. Eines muss uns allen klar sein: Die Schülerinnen und Schüler von heute sind die Fachkräfte von morgen, die unsere Gesellschaft dringend braucht.
Als Schulträger hat die Stadt keinen Einfluss auf den Lehrplan, diese Aufgabe liegt beim Land. Wir stellen jedoch Schulbücher kostenlos über die Medienzentren zur Verfügung. Um digitalen Unterricht in Zukunft zu ermöglichen, ist es mein Ziel, allen Schülerinnen und Schülern unabhängig vom Einkommen der Eltern ein digitales Endgerät zur Verfügung stellen. Auf diese Weise wird eine einheitliche Umgebung ermöglicht, die sicherstellt, dass alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen auf die Lernsoftware und damit auf digitale Unterrichtsmaterialien zugreifen können.
Ab dem Jahr 2026 gibt es einen Rechtsanspruch auf Betreuung für Grundschulkinder von acht Stunden pro Tag (inklusive Unterrichtszeit). In Darmstadt steht im Moment für ca. 70% der Kinder ein Betreuungsplatz zur Verfügung. Das liegt einerseits daran, dass nicht alle Eltern eine Betreuung für ihre Kinder in Anspruch nehmen, andererseits übersteigt die Nachfrage an manchen Schulstandorten die personellen und räumlichen Kapazitäten.
Für mich steht fest: Wir müssen schnellstmöglich den Bedarf in vollem Umfang decken. Dies erreichen wir durch eine adäquate Raumausstattung und eine ganzheitliche Strategie zur Personalakquise im Erziehungsbereich, die ausdrücklich auch die freien Träger einbindet. Wenn beide Elternteile einem Vollzeitjob nachgehen oder beispielsweise durch die Pflege von Angehörigen anderweitig gebunden sind, brauchen ihre Kinder besonders in diesem Alter eine Betreuung im gewohnten Schulumfeld. Durch ein hochwertiges pädagogisches Angebot, das alle Kinder unabhängig vom Elternhaus erhalten, erhöhen wir zudem die Chancengerechtigkeit.
Auch die heimische Wirtschaft und die Eltern profitieren: Wenn Kinder zuverlässig und gut betreut werden, können vermehrt beide Elternteile einem Vollzeitjob nachgehen. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung steigt die Erwerbsquote von erziehenden Müttern dadurch um bis zu 6%. Mütter, die bereits berufstätig sind, erhöhen infolge der höheren Betreuungsstunden ihre Arbeitszeit. Es profitieren also sowohl die Familien, da deren Haushaltseinkommen steigen, als auch die städtische Wirtschaft, welche mehr offene Stellen besetzen kann. Von steigenden Gewerbesteuereinnahmen profitiert wiederum die Stadt. [Quelle] Das ist eine Investition in die Zukunft!
Berufsschulbildung erhält in unserer Gesellschaft häufig zu wenig Wertschätzung, was sich in letzter Konsequenz auch in sinkenden Klassengrößen niederschlägt. Da ich vor meinem Studium selbst eine Berufsschule besucht habe, weiß ich das System sehr zu schätzen. Die berufliche Ausbildung hat mir beigebracht, mich selbst zu organisieren, sie bescherte mir finanzielle Unabhängigkeit und gleichzeitig wichtiges Fachwissen. Mit meiner abgeschlossenen Fachinformatiker-Ausbildung hatte ich keine Probleme, einen passenden Job zu finden. Trotzdem habe ich mich im Anschluss für ein Studium entschieden und weiterhin stark profitiert, denn ich wusste von vornherein, was ich wollte.
Doch nicht nur Fachinformatiker und Fachinformatikerinnen braucht unsere Gesellschaft, sondern viele weitere Fachkräfte, die Praxiswissen täglich anwenden können. Kindererziehung, das Handwerk und viele weitere Berufszweige sind dringend angewiesen auf junge Menschen, die eine Ausbildung starten. Besonders um die Klimaziele zu erreichen, braucht es das Handwerk, um Wärmepumpen, Dämmung und Photovoltaik in die Gebäude unserer Stadt zu bringen.
Damit die Ausbildung in Darmstadt attraktiver wird, werden wir die Modernisierung der Berufsschulen fortsetzen und im nächsten Schritt das Berufsschulzentrum Mitte komplett sanieren und zu einem hochmodernen Bildungszentrum entwickeln. Weiterhin werden wir eine Kampagne starten, um mehr Jugendliche in Ausbildungsplätze zu vermitteln und die Ausbildung generell wieder als ernstzunehmende Alternative zum Studium zu etablieren.
Das “lebenslange Lernen” ist in aller Munde. Doch warum brauchen wir das eigentlich? Wir leben in einer Welt, die sich deutlich schneller verändert als es noch vor wenigen Jahrzehnten der Fall war. Was wir heute in der Berufs- oder in der Hochschule lernen, hat mittlerweile eine Halbwertszeit von nur wenigen Jahren. Es ist also notwendig, dass wir uns stetig weiterbilden, um flexibel im Berufsleben zu bleiben und nicht den Anschluss zu verlieren. Ein guter Hebel hierfür ist eine moderne Infrastruktur für Erwachsenenbildung, die von allen Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden kann.
Um diese Infrastruktur zu schaffen, werde ich als Oberbürgermeister die heutige Volkshochschule und die Stadtbibliothek zu einem Bildungszentrum mit modernem Fortbildungsprogramm weiterentwickeln, so wie es heute bereits in vielen anderen Städten (z.B. in Bochum[Quelle]) umgesetzt wird. Auch dieses Investment ist eines für die Zukunft der Stadt und wird sich aufgrund der besseren Beschäftigungsperspektiven der Bürgerinnen und Bürger rentieren. Insbesondere Personen, die durch Kindererziehung, Pflege von Angehörigen oder Krankheit für längere Zeit keinen Beruf ausüben konnten, profitieren stark von dieser Neuerung.
Darmstadts Hochschullandschaft hat einen exzellenten internationalen Ruf. Hier wird ein großer Teil der Fachkräfte ausgebildet, die wir in den nächsten Jahren für unsere Stadt brauchen. In etwa jeder vierte Mensch in Darmstadt studiert zum jetzigen Zeitpunkt. Dieses Potential müssen wir stärker nutzen und unseren städtischen Aktivitäten öfter den wissenschaftlichen Spiegel vorhalten. Zukünftig sollen deshalb deutlich mehr Projekte eine wissenschaftliche Begleitung erhalten, auch die Anzahl der Bachelor- und Masterarbeiten muss deutlich erhöht werden, um einen konstanten Austausch zwischen Verwaltung und Wissenschaft zu ermöglichen.
Wenn wir an das Thema Klimaschutz denken, denken wir häufig nur an Maßnahmen, die wir direkt umsetzen können: Mehr Photovoltaik-Module auf öffentlichen Gebäuden, weniger Autoabgase und vieles mehr. Diese Maßnahmen haben ihre Daseinsberechtigung und wir werden sie unter meiner Führung mit hohem Druck weiterverfolgen, um Darmstadt bis 2035 klimaneutral zu machen.
Es gibt jedoch eine zweite Perspektive, die oft unter den Tisch fällt: Wenn die Menschen von morgen ein klimaneutrales Leben führen sollen, dann müssen sie von klein auf lernen, wie man sowohl das Klima als auch die Umwelt schützt und Lösungen für ihren Erhalt entwickelt. Die Schule ist dafür ein ausgezeichneter Ort. Als Schulträger haben wir zwar keinen Einfluss auf die Lehrpläne, wir stellen aber die Gebäude zur Verfügung und können Projekte mit den Schulen starten. Die Schülerinnen und Schüler sollen in Gebäuden lernen, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und es soll durch vielfältige Projekte mit der Verwaltung und der Stadtwirtschaft eine enge Verbundenheit zur Umwelt hergestellt werden.
Dazu gehört, dass wir die Energieverbräuche der Gebäude transparent darstellen, ausreichend Fahrrad-Parkplätze, sichere Radwege bis hin zur Schule, Schulbrunnen und Schulgärten zur Verfügung stellen. Des Weiteren muss geprüft werden, welche Flächen an Schulen zusätzlich entsiegelt werden können.
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